Wer mich einmal reden hören hat, der weiß: Ich komm aus dem Schwobaländle! Aufgewachsen bin ich in einem 3000-Seelen-Ort am Rande des Schwarzwalds. Und dort gibt es im Oktober – auch heute noch! – das Kilbesingen. Eine schöne Tradition, bei der die Kinder mit ihren Laternen von Haus zu Haus ziehen, vor den Türen ihr traditionelles Kilbelied singen, und dafür mit Süßigkeiten belohnt werden. Kilbe – das war ein Highlight im Herbst für uns Kinder. Vier Abende lang. Von Sonntag bis Mittwoch haben wir gesungen, bis wir heiser waren. Oder: Bis unsere Laterne in Flammen aufging. Ist jedem mal passiert. Großes Drama! Tränen! Und doch gehörte das irgendwie dazu. Denn – ja, so alt bin ich wirklich schon! – diese Elektro-Laternenstäbe, die gab es bei uns noch nicht. Geschweige denn LED-Teelichter! Vor wenigen Jahren noch, sagte ich überzeugt: „Mein Kind bekommt mal ’ne echte Kerze in seine Laterne!“ Typisches Noch-Nicht-Mutter-Geschwätz eben! Heute? Hat das kleine Fräulein natürlich eine LED-Kerze in ihrer Laterne. Denn – seid ehrlich! – ein Einhorn kann man doch nicht guten Gewissens den Flammen aussetzen. Das ist bestimmt schlecht fürs Karma!
Zugegeben, das kleine Fräulein ist recht anspruchslos, was eine Laterne angeht: „Hauptsache, sie leuchtet“, lautet das Motto. Diesen Pragmatismus muss sie von ihrem Vater haben. Natürlich war ich diejenige, die Basteln wollte. Zack, dem kleinen Fräulein ein Foto der Einhorn-Laterne von frau scheiner gezeigt – und schon hatte ich eine kleine Mitstreiterin.
Die fröhlich-bunte Mähne hat das kleine Fräulein komplett alleine in Streifen geschnitten. Stoffklammern lassen sich dafür prima zweckentfremden, wie man sieht.
Einen Nachmittag lang haben wir geschnitten, geklebt und geformt. Etwas kniffelig war es, die zwei Seitenteile mit dem Laternensteg – quasi dem Körper – zu verbinden. Aber selbst schuld: Was mussten wir auch für den Kopf einen extra glitzerigen Hochglanz-Karton verwenden, auf dem der Kleber schlecht antrocknete?!
Die Farbauswahl hab ich komplett der kleinen Laternenträgerin überlassen! Und überrascht waren wir alle, als wir das Einhorn das erste Mal durch die Dunkelheit galoppieren ließen, denn…
…je dunkler der Abend, desto weniger Pink ist das Einhorn. Faszinierend, wie unterschiedlich die Laterne – vor allem das rosa Transparentpapier – bei Tageslicht und in der Dämmerung wirkt.
Aber: Wir haben alle die Größe des Einhorns überschätzt. Mit seinen fast 40 Zentimetern Höhe ist es für das kleine Fräulein fast eine Nummer zu groß, oder – besser gesagt – zu schwer. Zumindest für ein ausgiebiges Kilbesingen. Somit: Solltet ihr das Einhorn nachbasteln wollen, verkleinert doch für kleinere Kinder die Vorlage um ein paar Zentimeter. Einfach statt mit 100 Prozent mit 80 Prozent ausdrucken.
Für eine kleine Runde um den Block ist es allerdings ein wunderschöner Begleiter, unser Glitzerpopitzer-Einhörnchen, wie wir es liebevoll nennen. Im eBook enthalten ist natürlich auch die Variante ohne Einhorn. Wahlweise kann man die Mähne auch aus Wollresten gestalten – der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Vielen Dank, liebe Anita, dass ich das eBook testen durfte. Und wer noch mehr Laternenideen sucht, dem sei Anitas Buch Meine Laternenwerkstatt empfohlen. Denn bis zum Martinsumzug am 11. November sind’s ja noch ein paar Tage.
Und jetzt: Hände hoch! Wer versteht Schwäbisch? Also nicht eingedeutsches Schwäbisch? Sondern so richtiges, Schwarzwälder Schwäbisch? Die 10 ersten, die mir dieses Lied in den Kommentaren bis Sonntag, 25. Oktober, exakt übersetzen, bekommen eine süße Kilbe-Überraschung zugeschickt:
„Hit isch Kilbe, moarn isch Kilbe, bis am Middwoch Obend.
Ond wenn i zu meim Schätzle komm, no sag i guadn Obend.
Guadn Obend Schätzele, kauf mr au a Bräzele.
Ond an Schobba roda Woi, morge soll mei Hochzeid sei.
Kiachle raus, Kiachle raus. Oder i schmeiß dr en Schtoi ans Haus.
Zucker druff, Zucker druff, oder i schbeib dr am Feaschter nuff.“
Letzteres hätten wir übrigens niemals nicht gemacht als Kinder. Auch wenn wir uns an einem Haus immer zusammen reißen mussten: Da gab’s traditionell einen Apfel statt Süßigkeiten.
Eure
Katja
Die schoenstebastelzeit findet ihr heute auch noch bei
- der Stallparty der Einhorn-Laternen von frau scheiner
- meitlisache
- meertjes link your stuff
- kiddikram
Auch wenn ich nicht aus der Schramberber Gegend bin, sondern aus Oberndorf, übersetze ich den Text gerne 🙂 In Oberndorf, wurde nämlich einfach nur das "Laternenlaufen" praktiziert 😀
Heute ist Kirchweih, morgen ist Kirchweih, bis am Mittwoch Abend.
Und wenn ich zu meinem Schatz komme, dann sage ich Guten Abend.
Guten Abend Schätzelchen, kaufe mir auch ein Bretzelchen.
Und ein Glas roten Wein, morgen soll meine Hochzeit sein.
Krapfen raus, Krapfen raus, oder ich schmeiße dir einen Stein ans Haus.
Zucker drauf, Zucker drauf, oder ich spucke dir ans Fenster hinauf.
😀 LG Steffi
Perfekt übersetzt!
Welch Glück, dass mein Zweitname Sherlock Katja ist,
so weiß ich, wohin die süße Post muss! 😉
Menno…jetzt schreib ich das schon zum 3.mal…alsoooo ich als olle sächsin probiers mal…
Heut ist kilbe, morgen ist kilbe, bis am Mittwoch abend
Und wenn ich zu meinem schatzi komm, sag ich guten abend
Guten Abend schatzele, kauf mir auch eine Brezel
Und ? ? ? , morgen soll meine Hochzeit sein
Kuchen raus, kuchen raus, oder ich schmeiß dir einen Stein ans Haus.
Zucker drauf, Zucker drauf oder ich kletter ( spucke )? ? dir am fenster rauf
Puhhhh….. aber s is ne hübsche Idee mit dem übersetzen. ..
LG AUS DRESDEN ILKA
Liebe Ilka,
ich würd Dir ja – trotz der drei Fragezeichen – gerne die süße Post schicken,
aber ich weiß nicht, wie ich Dich finden soll :-/
Meld Dich doch einfach noch mal, wenn Du das hier liest,
am besten unter Katja(at)schoenstebastelzeit.de und schick mir Deine Adresse :-*
Liebe Grüße,
Katja
Heute ist Kilbe, morgen ist Kilbe, bis am Mittwoch Abend.
Und wenn ich zu meinem Schätzchen komm, dann sag ich Guten Abend.
Guten Abend Schätzchen, kauf mir auch eine Breze.
Und ein Glas (Schoppen) roten Wein, morgen soll meine Hochzeit sein.
Kiachle raus, Kiachle raus. Oder ich schmeiß dir einen Stein ans Haus.
Zucker darauf, Zucker darauf, oder ich erbreche mich an deinem Fenster.
(Kiachle hab ich jetzt mal nicht zu kleinem Kuchen übersetzt, da das ja nicht das gleiche ist. Kiachle sind eben Kiachle und die gibt's so nur im Schwabenland)
Haha, liebe Annika, ich schmeiß mich weg!
Stimmt – schbeiben hat ja bei Euch eine ganz andere Bedeutung!
Süße Post kommt! 🙂
Und liebe Grüße schick ich hier!
Liebe Katja,
ich habe sie entdeckt 🙂 vielen Dank für den tollen Artikel und eure ganz reizende Laterne. Ja, das kenne ich auch, dass die Mama basteln oder nähen will, und das Kind dann von seinem Glück überzeugt wird – haha.
Liebste Grüße,
Anita
Aber es gibt definitiv Schlimmeres, als zum Baste-Glück gezwungen zu werden, oder? 😉
Liebe Grüße zurück,
Katja
Heute ist Kirchweih, morgen ist Kirchweih, bis am Mittwoch Abend
Und wenn ich zu meinem Schätzchen komme, dann sag´ ich Guten Abend
Guten Abend Schätzchen, kauf´ mir doch ein Brezelchen.
Und ein Glas roten Wein, morgen soll meine Hochzeit sein.
Krapfen raus, Krapfen raus, oder ich schmeiße dir einen Stein ans Haus.
Zucker drauf, Zucker drauf, oder ich spucke dir am Fenster hinauf.
Die Ur-Schrambergerin hat 100 Punkte! 😉
Liebe Katja,
das ist eine tolle Laterne geworden! Und das ist ja super, dass sie sich in der Nacht verändert, damit habt ihr quasi zwei gemacht 😀
Und hier ist meine Übersetzung:
Heute ist Kilbe, morgen ist Kilbe, bis am Mittwoch Abend.
Und wenn ich zu meinem Schätzelchen komm,
dann sag ich guten Abend.
Guten Abend Schätzelchen,
kauf mir auch ein Brezelchen.
Und einen Schoppen roten Wein,
morgen soll meine Hochzeit sein.
Küchle raus, Küchle raus. Oder ich schmeiß dir eine Stein ans Haus.
Zucker darauf, Zucker darauf, oder ich übergebe mich an deinem Fenster hinauf.
Liebe Grüße,
Marina
Liebe Marina…
..die Bayern und Schwaben haben ja viel gemeinsam,
aber beim "schbeiben" machen wir da 'ne Ausnahme, gell? 😉
Sweeties kommen!
Liebe Grüße,
Katja
Liebe Katja
Eine schöne Laterne! Gerne versuche ich auch mein Glück. Wovon das eigentlich gar nicht so einfach ist, da ich es am Liebsten ins Schweizerdeutsch übersetzen würde. Dort wäre die Kilbe je nach Region die Kilbi…
Heute ist Kirmes, morgen ist Kirmes, bis am Mittwoch Abend.
Und wenn ich zu meinem Schätzlein komme, dann sage ich guten Abend.
Guten Abend Schätzlein, kauf mir auch einen Brezen
Guadn Obend Schätzele, kauf mr au a Bräzele.
Und ein Glas roten Wein, morgen soll meine Hochzeit sein.
Ausgezogene raus, Ausgezogene raus. Oder ich schmeisse Dir einen Stein ans Haus.
Zucker drauf, Zucker drauf, oder ich spucke an Dein Fenster rauf.
Die Kiachle nennt man bei uns Fasnachtskiechli oder Kneublätz, gemäss Wikipedia heissen die anscheinend auf Hochdeutsch Ausgezogene, da sie ja als Schmalzgebäck durch das Fett gezogen werden…. Und das schbeien hat ja auch zwei Bedeutungen. Ich hab mal die schönere genommen….
Liebe Grüsse
Sabine
Liebe Sabine…
…aujaaaaa – übersetze uns das Ganze doch bittebitte noch ins Schweizerdütsch,
ich höre/lese das so gerne! Das wäre wirklich toll!
Was das schbeien angeht: Du hast die richtige Wahl getroffen 😉
Liebe Grüße,
Katja
Toll, die einhornphase hatte samira auch schon! Laterne, fasnetskostüm, einhornkuchen, ….. ich muss mal schauen ob ich das Bild von unserem Exemplar der Laterne noch finde….
Aber jetzt versuche ich mich mal am übersetzen des kilbe-hits. …
Heute ist kilbe, morgen ist kilbe,
Bis am Mittwoch abend,
Und wenn ich zu meinem Schatzi komme,
dann sag ich Guten Abend,
Guten Abend Schatzilein,
Kauf mir doch eine Brezel,
Und ein Gläschen roten wein,
Morgen soll deine Hochzeit sein.
Wenn kilbe ist, wenn kilbe ist,
Dann schießt mein Vater einen Bock, hauruck,
Und wenn meine Mutter zum tanzen geht,
Dann flattert ihr Rock, hauruck.
Süßes raus, süßes raus,
Oder ich schmeiß einen Stein ans haus.
Zucker drauf, Zucker drauf,
Oder ich spucke am Fenster hoch.
��
Hui, das ist ja die extended version? Hat man das Lied in der Kilbe-Hochburg noch ausgebaut? Die Zwischenzeilen mit der Mutter und dem Vater und dem Bock und dem Rock kannte ich bislang so gar nicht.
Aber das Wichtigste haste vergessen: Deine Adresse!
Schick mir die mal noch per Mail an Katja(at)schoenstebastelzeit.de
Liebe Grüße,
Katja