Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und alte Gewohnheiten abzustellen, fällt uns verdammt schwer. Ganz einfach, weil es sich auf ausgetrampelten Pfaden unglaublich bequem marschieren lässt. Doch neue Wege sind es wert, dass man sie geht. Man muss sie ja nicht gleich komplett durchmarschieren. Sondern einfach mal abbiegen, und ein paar kleine Schritte tun. Ich bin jetzt abgebogen – und habe einen Schritt in eine neue Richtung getan: Ich hab mir endlich wiederverwendbare Säckchen für den Obst – und Gemüseeinkauf genäht. Um auf diese usseligen, dünnen, Plastiktütchen verzichten können, die leider immer noch in fast jedem Supermarkt hängen. Ja, mangels Alternative hab auch ich sie benutzt. Aber damit ist jetzt Schluss.
Wie oft ich mich über diese Tüten geärgert habe, kann ich gar nicht mehr zählen. Und gleichzeitig ärgerte ich mich immer über mich selbst: Weil ich – hallo, Gewohnheit! – dann eben doch schnell zur dünnen Rascheltüte gegriffen habe. Weil’s schnell gehen musste. Weil Markt erst wieder in zwei Tagen war. Weil das Kind unbedingt Pfirsiche haben wollte. Weil, weil, weil…
Aber ab sofort gibt’s keine Ausreden mehr. Und falls ihr nun spontan Lust bekommen habt, auch solche Säckchen zu nähen, hab ich Euch mal aufgezeichnet, nach welchen Maßen ich meine Beutelchen genäht habe:
Meine Säckchen sind aus Mesh – einem Netzstoff, den es neuerdings bei Snaply gibt. Den Mesh gibt es in zwei Breiten. Ich hab 60 Zentimeter Breite gewählt, und hab den Netzstoff einfach in den Bruch gelegt – sprich zur Hälfte gefaltet. So habe ich mir Quadrate der Größe 30 x 30 Zentimeter zugeschnitten, die an drei Seiten offen sind: oben, links und rechts. Diese Quadrate habe ich an den Seiten mit einem Geradstich zugenäht, die unteren Ecken abgenäht, oben den Saum umgefaltet und ebenfalls mit Geradstich festgesteppt – fertig ist die Grundform. Dann fehlt nur noch das Zugbändchen: Dafür habe ich ein 80 Zentimeter breites Satinband genommen, durchgezogen, zusammengeknotet – und schon ist das Säckchen bereit für den nächsten Einkauf.
Der kritische Leser hat wahrscheinlich sofort bemerkt: Aber die Säckchen sind doch auch aus Plastik. Ja, genau – das sind sie. Aber: Sie sind wiederverwendbar. Und sie sind waschbar. Ein für mich nicht unwesentlicher Punkt bei der Verwendung als Obst- und Gemüsesäckchen. Und: Der Mesh-Stoff ist durch seine Struktur so fest, dass er nicht beim ersten Kürbistransport schaden nehmen wird – da bin ich mir sicher. Somit hoffe ich, dass wir lange Freude aneinander haben werden, die Säckchen und ich.
Übrigens: Das Argument „So ein Säckchen wiegt doch viel mehr als so ein federleichtes Plastiknix“ lasse ich nicht gelten. Ja – das Säckchen wiegt was. Ich hab’s sogar nachgemessen. Stolze 27 Gramm pro Stück. Würde ich Trüffel damit einkaufen gehen, wären die 27 Gramm in der Tat ein teures Vergnügen. Aber bei Möhren, Tomaten und Co fallen 27 Gramm nicht wirklich ins Gewicht. Und: Das ist es mir schlichtweg wert! EDIT: Oder man macht es, wie meine wundervollen Leser vorgeschlagen haben: Man wiegt das Gemüse oder Obst, bevor man es ins Säckchen packt!
Ich bin nun gewiss kein besserer Mensch, nur weil ich mein Obst und Gemüse im Supermarkt nicht mehr in diese dünnen Plastiktütchen packe. Aber dass Plastik – insbesondere Plastiktüten – für unsere Umwelt das pure Gift sind, dürfte mittlerweile bei jedem angekommen sein. In manch anderem Bereich würde es mir weitaus schwerer fallen, auf Plastik zu verzichten. Etwa im Bad. Jedes Shampoo, jede Spülung ist in Plastik verpackt. Und was drinnen ist, ist auch nicht immer ganz plastikfrei. Aber was sich immer lohnt: Einfach mal darüber nachdenken. Und das eigene Verhalten reflektieren. Eine klare Lese-Empfehlung gebe ich Euch für die 11 einfachen Tipps, wie man Plastikmüll im Alltag reduzieren oder gar vermeiden kann von Nic (luzia pimpinella).
„Etwas einfacher, als eine alte Gewohnheit abzulegen, ist es, eine neue zu etablieren“, sagen Psychologen. Damit versuche ich es jetzt einfach mal: Hier wird jetzt etabliert, dass immer genügend Gemüsesäckchen im Einkaufsbüddel liegen. Und über einen Brötchenbeutel denke ich auch schon nach…
Eure
Katja
Die schoenstebastelzeit findet ihr heute auch noch bei
Grundsätzlich sind deine Säckchen eine gute Idee. Aber ich benutze einfach gar nichts. Beim Einkauf habe ich einen Korb dabei. Da hinein kommen die losen Sachen. An der Kasse lege ich sie zum Wiegen aufs Band und dann wieder in den Korb. So einfach haben das unsere Grossmütter auch gemacht. Ich seh sie noch vor mir stehen, wie das Möhrengrün oben aus dem Korb heraus schaut zwischen dem anderen Gemüse und Obst. Wir sind alle schon so die Verpackungen gewöhnt, dass es uns merkwürdig vorkommt einfach mal was lose in einen Korb oder eine Tasche zu legen. 27g sind beim Einkauf auch sehr viel, da würde ich, wenn schon, die Sachen erst nach dem Wiegen hineinpacken. Wenn du etwa 10 Obst und Gemüse in der Woche kaufst, was ja nicht viel ist, wäre es schon 270g mal 52 Wochen…. das läppert sich.
Das geht nur leider nicht in jedem Supermarkt. Bei uns im Marktkauf wiegen sie nicht an der Kasse.
Liebe Violetta – ja, das ist der Idealfall. Überhaupt erst einmal so wenig Müll einpacken wie möglich. Aber nicht jede Kassiererin und jeder Supermarkt macht es mit, dass Gemüse einzeln aufs Band gelegt werden darf. Ist ja auch einfach ein Zeitfaktor. Und zeigt ja unter anderem auch die Erfahrung von kleine-projekte.
Das Wichtigste ist aber: Dass wir alle einfach ein Bewusstsein dafür entwickeln. Und jeder auf seine Art und Weise seinen Beitrag leistet.
Liebe Grüße,
Katja
Genau wie Violetta würde ich einfach erst wiegen und dann einpacken. Wobei es bei uns immer mehr Märkte gibt, bei denen erst an der Kasse gewogen wird. Da gibt es einfach einen separaten Stoffbeutel für das Obst. Aber ja, doch. Die Beutel sind einfach bequem. Und manchmal brauche ich die wirklich. Einer ist klein gefaltet in der Handtasche. Der perfekte Platz für den nassen Schirm. Die Tüte ist da schon seit zwei Jahren drin und wird immer wieder getrocknet und eingepackt. Andere wandern wirklich in den Müll, als Müllbeutel z.B. im Bad. So oder so: deine Idee ist super und wartet nun nur darauf nachgemacht zu werden!
Liebe Grüße
Rebecca
Liebe Rebecca,
ja – das ist auch eine gute Idee, die Beutel einfach wieder zu verwenden. Und ich stimme Dir zu: Dort, wo man selbst wiegt, kann man auch erst ohne Beutel wiegen, und dann einpacken. Ich wurde bislang in keinem Supermarkt wegen der Beutel komisch angeschaut. Weder beim Selbstwiegen noch an der Kasse. Läuft, würde ich sagen!
Liebe Grüße,
und viel Freude beim Säckchen nähen, solltest Du auch welche nähen 😉
Katja
Eine tolle Idee! Und ich finde sie einfach nachahmenswert. Könnte ich nur nähen…Aber gehäkelte Einkaufsnetze, die kriege ich hin! Und dann ist der Tipp mit dem vorher wiegen nicht schlecht! Super Idee!
Liebe Grüße schick ich dir!
Nicole
Liebe Nicole…
..das ist die Edelvariante: von Hand gehäkelte Netze! Find ich klasse, die Idee!
Und wenn Du sie häkelst, werden sie bestimmt wunderschön!
Ganz liebe Grüße zurück,
Katja
Ich schleiche auch schon länger um die Idee herum, mir solche Säckchen zu nähen, habe aber noch nicht das für mich optimale Material gefunden. Plastik gegen Plastik finde ich auf den ersten Blick nicht so gut, müßte ich mich erst kundig machen, woraus Mesh hergestellt wird. Ist es evtl. recycelt? Das wäre dann ein Argument pro. Ich habe aber für mich eine Lösung gefunden: Ich benutze die dünnen Platikbeutel mehrfach, so oft, bis sie vor lauter Löcher auseinander fallen. Sie wandern drekt nach dem Einkauf wieder zurück in die Seitentasche meines Einkaufskorbs. Oder ich benutze sie als Müllbeutel. Ob ich einen gekauften Müllbeutel verwende oder diese Tüte kommt aufs selbe hinaus. Und da ich ansonsten immer mindestens einen Stoffbeutel dabei habe und auf andere Platiktüten verzichten kann, kann ich ganz gut damit leben. Ich finde viel wichtiger, dass wir unseren Müll vernünftig entsorgen und nicht einfach den Müll in die Gegend werfen. Wen ich so sehe, was an Autobahnauf- und Abfahrten an Müll von Schnellrestaurant liegt, da müßte man mal ansetzten. Das ist viel schlimmer, weil es direkt in die Umwelt gelangt. Oder diese Kapseln für den Kaffee. Und es gäbe noch viel mehr Beispiele….
Herzliche Grüße, Britta
Oh ja, Britta! Die wilde Entsorgung ist noch einmal ein Thema für sich – da stimme ich Dir zu! Mein Blogpost sollte einfach mal zum Nachdenken und zur Diskussion anregen. Ich freue mich, dass dies offensichtlich gelungen ist. Und DANKE Dir hiermit auch für Deinen konstruktiven Beitrag voller Ideen, wie man's machen kann!
Liebe Grüße,
Katja
Liebe Katja,
du hast völlig recht: diese dünnen Plastiktütchen sind absolut überflüssig und nervig. Und leider gibt es die immer noch umsonst in den Läden – auch wenn die "normale" Plastiktüte auf dem Rückzug ist.
Deine Idee mit den Obst- und Gemüsesäckchen ist wirklich gut und ich verwende solche Täschchen auch total gerne. Wobei ich sie mir im Bioladen gekauft habe (an die Stirn klatsch) – da hätte ich ja eigentlich auch selbst zur Nähmaschine greifen können. Egal – Hauptsache keine Wegwerf-Einweg-Blöde-Plastiktütchen mehr!!!
LG,
Kerstin
Liebe Kerstin,
ist doch egal, ob selbst genäht oder selbst gekauft. Hauptsache in Verwendung – würd ich sagen!
Liebe Grüße,
Katja
Liebe Katja,
ich finde dein Idee absolut cool und umsetzenswert. Die Beutel passen in jede noch so kleine tasche, lassen sich waschen und zuziehen, was will man mehr. 😀 zwar wird in der Tat in immer mehr Läden an der Kasse abgewogen, aber eben noch nicht in allen. Außerdem finde ich es auch zum Trennen des Gemüses/Obst praktisch, weil mir bevorzugt die ganz weichen Sorten nach ganzen unten im Rucksack rutschen und bis nach Hause dann doch leicht mal zerdrückt werden. Ich werde sowohl mich, als auch meine Eltern mit solchen Beuteln ausstatten.
Vielen Dank, dass du dir Gedanken gemacht hast!
Sehr gerne!
Bei uns im Supermarkt wird auch an der Kasse abgewogen,
und bislang ernteten meine Beutelchen eher Bewunderung und Erstaunen denn Kritik.
Das freut mich natürlich und zeigt, dass viele offen für solche Alternativen sind!
Liebe Grüße,
Katja
Tolle Idee, die ich definitiv nachachen werde. Bei uns im Edeka wird nicht an der Kasse abgewogen, sondern jeder darf das noch selbst machen. Also erst wiegen, dann einpacken. Der Chef unseres Ladens hat großes Interesse an den Dingern und will vn den Plastiktüten gerne weg. Mal sehen wann ich das Projekt angehen kann 🙂
Das hört sich klasse an!
Liebe Grüße,
Katja
Was ist eigentlich mit so Wäschebeuteln ? Da gibt es doch auch kleine für BHs.
Liebe Ynnette,
klar – die gehen auch! Sind genauso waschbar und haben sogar Reißverschlüsse.
Daher sind die definitiv eine Alternative!
Liebe Grüße,
Katja
Das ist eine klasse Idee, wenn man mit der Nähmaschine umgehen kann. 🙁
Liebe Nadja,
die Beutelchen sind ein super Einstiegsprojekt.
Und wenn nicht: Es gibt so viele Alternativen.
Etwa die Wäschebeutel/-netze, die hier in den Kommentare vorgeschlagen werden.
Find ich auch super – gerade für alle, die selbst nicht nähen können/mögen.
Liebe Grüße,
Katja
Hallöchen,
als ich deine Idee sah, hab ich spontan an Wäschesäckchen gedacht. Die gibt´s mit Reißverschluss, den man notfalls ja auch raustrennen und anderweitig verwenden kann. Dann könnte man solch einen Tunnelzug einnähen für eine Kordel.
Generell! Gute Idee. WIR MÜSSEN MÜLL VERMEIDEN; WO ES GEHT!!
VG
Petra
Liebe Petra,
genau – die gehen genauso! Oder einfache Stoffbeutel!
Die Möglichkeiten sind so vielfältig!
Liebe Grüße,
Katja
Tolle Idee. Danke fürs Zeigen.
Lieber Gruß, Muriel